Die Lotosblätter sind an Reinlichkeit nicht zu übertreffen. Kein Schmutzpartikel und kein Staubkörnchen findet sich jemals auf den großen pflanzlichen Grünflächen. Die Tropfen, die ihren Weg aus dem nassen Element auf das prachtvolle Wassergewächs finden, perlen ab. Der Grund dafür? Sie berühren die Oberfläche nur mit etwa einem halben Prozent. Damit toppt der botanische Saubermann die vergleichbare Fähigkeit von Selbstreinigung, die bei einigen anderen Pflanzen ebenfalls auftritt, z. B. beim Frauenmantel. Und der kann schon viel!
Wie genau macht die Lotosblume das? Diese Frage hat den Ehrgeiz der Botaniker angestachelt. Sie fanden heraus, dass die Blattoberfläche zwar eben erscheint, aber unter dem Mikroskop eine noppenartige Struktur zeigt. Dazu ist sie noch von einem wachsartigen „Bio-Material“ überzogen. Beide Eigenschaften sorgen in beeindruckender Kooperation dafür, dass alles, was sich auf dem Blatt absetzen möchte, keine Chance hat. Das gilt vor allem der Gesunderhaltung der Blume, die auf diese Weise Pilzbefall verhindert und unliebsame Bakterien einfach mit den Wassertropfen wegspült. Auch die Hinterlassenschaften der Vögel werden beim Auftreffen sofort wieder entsorgt. Sollte sich eine Schnecke auf das Blatt verirren, wird sie augenblicklich wieder outgesourct, auch wenn sie noch so viel Schleim absondert.
Dass wir Menschen der Pflanze diese Kompetenzen abgeschaut haben, sobald wir ihre Funktionsweise herausgefunden hatten, ist uns im Alltag gar nicht bewusst. Wer Material mit Selbstreinigungseffekt schon einmal genutzt hat, weiß den Effekt zu schätzen. Es ist doch prima, wenn an der Outdoorkleidung einfach alles abperlt. Auch manche Glasoberflächen erhalten so eine Schicht. Die Kameras zur Erfassung der LKW-Maut sind gar nicht ohne sie denkbar.
Ihre Heimat hat die Indische Lotosblume im tropischen bis subtropischen Klima von Osteuropa über das nördliche Afrika bis nach Ostasien. Für viele Anhänger des Buddhismus ist sie heute noch ein wichtiger Bestandteil bei der Religionsausübung. Außerdem verwenden die Asiaten sie gern als kulinarische Beigabe, vor allem am Salatbüffet.
Gartenbesitzer brauchen auch in unseren Breitengraden nicht auf die herrliche Lotosblume zu verzichten. Was sie benötigt, ist mit den Bedürfnissen unserer Seerose vergleichbar. Sie braucht Wasser, das bis zu zwei Metern tief ist. Als Kübelpflanze möchte sie geschützt stehen und von der Sonne verwöhnt werden. Der nährstoffhaltige Bodenbelag muss unbedingt durch 10 bis 30 Zentimeter Wasser ergänzt werden. Neben der fulminanten Blüte beeindrucken die Blätter mit ihrer Wellenform und einer Größe von 30 Zentimetern bis über einen halben Meter. Die Pflanze wächst gerade gen Himmel und bildet Rhizome aus. Die sollten auf keinen Fall erfrieren, deshalb ist die Überwinterung im Haus empfehlenswert.
Die schöne Pflanze hat auch noch eine kleine Schwester namens Amerikanische Lotosblume (Nelumbo lutea). Sie zeigt gelbliche Blüten und ist ebenfalls eine außergewöhnliche Teich- und Kübelpflanze. Glänzen kann man mit beiden!